Gewalt-Arten

Wir unterscheiden

  • personale Gewalt, die sich physischer oder psychischer  Mittel bedient
  • soziale Gewalt, die sich in kulturellen und strukturellen Verwerfungen äußert.

PERSONALE Gewalt liegt vor, wenn Menschen andere Menschen physisch oder psychisch bedrohen, verletzen oder gar töten.

Psychische Gewalt ist immer auch personale Gewalt. Sie wird immer von Personen (einer oder mehreren) an Personen (einer oder mehreren) ausgeübt. Die Mittel sind meist verbaler und/oder nonverbaler Art:  wie Hänseleien, Beleidigungen, Verunglimpfungen, Bloßstellungen, Demütigungen, Drohungen (z. B. von Liebes-Entzug), Erpressungen u. ä. einerseits, herablassende Mimik/Gestik, Links-liegen-lassen, Missachtung, Nicht-Beachtung u. ä. andererseits. Die Medien psychischer Gewalt können direkter oder indirekter Art sein wie z. B.:  von Angesicht zu Angesicht, auf schriftlichem Weg in Wort und Bild/Karikatur/Foto oder – zunehmend – über die „sozialen Medien“.  Psychische Gewalt hinterlässt nicht sofort sichtbare äußere Spuren, aber innere Verletzungen. Sie verletzt das Selbstwertgefühl, die eigene Würde und kann psychische Erkrankungen – wie Depressionen – verursachen. Sie kann  zu Aggressionen gegenüber sich selbst oder gar zu Selbstmord(Gedanken) führen oder zu Hass und Aggressionen gegenüber anderen, die sich in Gewalt entladen. So wird aus dem Opfer ein Täter.

Physische Gewalt ist weniger komplex , einfacher „gestrickt“. Sie liegt vor, wenn Personen oder Sachen äußerlich Schaden zugefügt wird, sei es durch Einsatz von Körperkraft oder materiellen Mitteln wie Schlag- oder Schusswaffen. Physische Gewalt hinterlässt im allgemeinen sichtbare Spuren, ist also relativ leicht zu erkennen – mit Ausnahme von sexualisierter Gewalt, die oft, aus Scham oder Bedrohungen, verheimlicht wird. Physische Gewalt an Personen reicht von Schubsen, Bullying über Schlägereien bis zu Folter und Tötungsdelikten. Physische Gewalt an Sachen/Objekten reicht von leichter bis totaler Beschmutzung und/oder Zerstörung von Dingen, beispielsweise von Graffiti, Vandalismus bis Brand- und Bombenterror.

SOZIALE Gewalt liegt vor, wenn strukturelle Bedingungen mit kulturellen Begründungen gerechtfertigt werden und sich destruktiv auf Menschen auswirken, die Möglichkeiten ihrer individuellen Entwicklung einengen und ihre  Persönlichkeitsentfaltung behindern.

Kulturelle Gewalt ist immer auch strukturelle Gewalt. Sie basiert auf starren Überzeugungen und schafft Bedingungen, die das Leben (bestimmter Gruppen) regulieren  und kein Abweichen dulden, wie z. B. Traditionen, Kulte, Sekten, Ideologien/“Ismen“, Machtsysteme. Eklatante Beispiele liefern  die kommunistischen Systeme Nordkorea, China und der politische Islam/Islamismus, die die persönlichen Freiheiten beschneiden, insbesondere  von Mädchen/Frauen – wie im strenggläubigen Islam.

Strukturelle Gewalt bedeutet, dass Menschen eine positive Entfaltung durch negative Verhältnisse und Bedingungen vorenthalten werden. Dabei kann es sich um – wie aufgezeigt – kulturelle Einschränkungen handeln, um widrige Lebensbedingungen/Notsituationen, die durch Krieg, klimatische Veränderungen, Dürre, Katastrophen, politische Fehlentscheidungen, Korruption usw., entstanden sind und zu Hunger und Armut, Obdachlosigkeit und Flucht, Bildungsnotstand und Entwicklungsrückstand/Unterentwicklung – wie die digitale Unterversorgung in vielen Regionen Deutschlands.

Die nachstehende Grafik fügt den bisherigen Definitionen, Präzisierungen und Differenzierungen weitere hinzu und hilft, sich im Labyrinth Gewalt zurechtzufinden.