Sport

Sport hat viele Funktionen, aber auch ein Janusgesicht.

Eine der wichtigsten Funktionen von Sport ist Gewaltprävention:

  • Aggressionspotenziale in positive Energien und Leistungen umzuwandeln und Affekte zu kontrollieren.
  • Spielregeln des Fairplay einzuüben und soziale Kompetenzen wie Teamgeist und Toleranz gegenüber anderen zu erwerben.

Sport dient – in vernünftigem Maße betrieben – der Persönlichkeitsentwicklung, der Gesundheit von Körper und Geist.
Groteske und ungesunde Auswüchse nimmt Sport als Körperkult im Bodybuilding an.

Sport bietet vielfältige Möglichkeiten für persönliche Anerkennung und sozialen Aufstieg.
Die Kehrseite dieser Chance ist die Gefahr, dass die ehrgeizigen Ziele rücksichtslos, auch unter Einsatz von Gewalt, verfolgt bzw. verteidigt werden.

Sport ist immer mit Leistung verbunden. Und hier liegt eine seiner größten Gefahren. Wird Leistung zum Gradmesser von Erfolg, verbinden sich mit Leistung soziale, finanzielle, öffentliche Belohnungen, entsteht leicht der Anspruch an sich selbst oder der Druck von außen – seitens der Eltern, Lehrer, Trainer, Fans, Zuschauer, Medien -, die Leistungen zu steigern: noch höher, weiter, schneller, riskanter, noch mehr Tore, Siege. Da geht man über die eigenen Leistungsgrenzen hinaus, nimmt Verletzungsgefahren und körperlichen Raubbau in Kauf, scheut vor Doping nicht zurück, vergisst die Regeln des Fairplay und attackiert den Gegner mit üblen Fouls.

In den letzten Jahren mehren sich die Anzeichen, dass auf den Sportplätzen, insbesondere beim Fußballspielen, die Umgangsformen immer rüder und die Gewaltattacken brutaler werden. Sieg um jeden Preis senkt die Hemmschwelle – auch bei Fans und Zuschauern.

 

Was kann man gegen Gewalt im Sport tun?

Die Experten sind sich einig:

  • Runter mit dem Erfolgs- und Leistungsdruck! Nicht ständige Leistungssteigerungen – noch höher, schneller, stärker – fordern, sondern die persönliche Leistungskapazität erkennen und fördern.
  • Fairplay muss als verbindliches Leitbild gelten!
  • Man muss auch verlieren können.

Franziska van Almsick (mehrfache Schwimmweltmeisterin) bekennt sich zu diesen vier Grundsätzen:

  • „Ich will so bleiben wie ich bin und mich nicht unter dem Einfluss von irgendwelchen Präparaten verändern.
  • Ich will erfahren, was ich selbst durch Training, Konzentration, Leistungsbereitschaft und Lebenseinstellung im Sport leisten kann.
  • Mir ist die Begegnung mit den anderen Sportlerinnen und Sportlern wichtig, das Internationale am Sport, das Kennenlernen und die gemeinsame Freude am Wettkampf.
  • Ich will lieber zweimal verlieren, als einmal betrügen !

Der weit verbreiteten Meinung, dass Fairplay und Spitzensport nicht zusammen passen, entgegnet Marco Bode (ehem. Fußball-Nationalspieler):  „Ich würde widersprechen: Entzieht man dem Sport den Fairnessgedanken, so verliert man die Grundlage der sportlichen Auseinandersetzung“ 

Fairplay bezeichnet nicht nur das Einhalten der Spielregeln, Fairplay beschreibt vielmehr eine Haltung des Sportlers: der Respekt vor dem sportlichen Gegner und die Wahrung seiner physischen und psychischen Unversehrtheit. Fair verhält sich derjenige Sportler, der vom anderen her denkt.“ (Internationale Fair-play-Charta)

Zehn Grundsätze der Fair – Play – Erziehung (Canadian Olympic Association):

  1. Fair Play ist Ausdruck einer menschlichen Haltung, die sich im achtsamen Verhalten gegenüber sich selbst, gegenüber anderen, aber auch gegenüber der Um- und Mitwelt ausdrückt. Fair Play beweist sich im Sport, aber nicht nur.
  2. Fair Play ist die Kernqualität der Einstellung im zwischenmenschlichen und mitweltbezogenen Bereich. Appelle, Verbote oder Strafen sind keine probaten Mittel, sie situationsübergreifend und mit Dauerwirkung zu fördern! Es müssen handlungswirksamere Methoden gewählt werden
  3. Faires Verhalten setzt bestimmte Fähigkeiten voraus.
    „Achtsamkeit“, „Ehrlichkeit“, „Selbstvertrauen“,   „Rücksichtnahme“,   „Verlieren können“ und „Einfühlungsvermögen“ („Empathie“) sind diese Voraussetzungen, die es dazu braucht, und die es gezielt zu fördern und zu entwickeln gilt.
    Moralisches Lernen bedeutet stets Arbeit an der eigenen Persönlichkeit.
    Faires Verhalten kann letztlich nicht gelehrt, dafür aber vorgelebt und gelernt werden.
  4. Diese Fähigkeiten werden in einer Unterrichtsatmosphäre gefördert, in der Kameradschaftlichkeit, Offenheit und Verständnis möglich sind.
  5. Dem Erfolgsprinzip, das sich in „Konkurrenz“, „Sieg“ und „Niederlage“ ausdrückt, muss die Schärfe genommen werden! Vielmehr müssen auch  das  Wohlbefinden,  das  Zusammenspiel, das  Spielerlebnis, die Qualität  eines  Spiels überhaupt sowie die inneren „Sensationen“ angestrebt, betont, hervorgehoben und gepflegt werden.
  6. Nicht nur, was wir tun, ist wichtig, sondern vor allem: wie wir es tun.
  7. „Wir sind die Vorbilder!“ – Nicht unsere Worte, sondern die Art, wie wir mit den Schüler/innen umgehen, und die Art, wie wir Konflikte lösen, macht uns glaubwürdig.
  8. Moralisches Handeln setzt Selbständigkeit und Verantwortungsgefühl voraus. Dafür müssen Lerngelegenheiten geschaffen werden, beispielsweise bei der Mitgestaltung des Unterrichts oder bei der Festlegung formeller und informeller Regeln.
  9. Die Bereitschaft und Fähigkeit, Konflikte lösen zu können, müssen frühzeitig gefördert werden. Konflikte dürfen nicht nur negativ bewertet werden; sie können und müssen auch als Chance zur Veränderung und zur Entwicklung, aber auch als Herausforderung, noch mehr am Thema „Fair Play“ zu arbeiten, aufgefasst werden.
  10. Ziel der  Fair-Play-Erziehung  muss es auch sein, weniger Schiedsrichter einzusetzen, nicht  mehr. Der Schiedsrichter sollte in jeden Einzelnen von uns „transplantiert“ werden! Dies kommt im folgenden Zitat zum Ausdruck: „Jeder achtet darauf, dass er von seinem Nachbarn nicht betrogen wird. Aber es kommt der Tag,  an dem er anfängt, darauf zu achten, dass er seinen Nachbarn nicht betrügt“.
    (alle Zitate aus dem Internet: Fair Play im Sport )