Aktionstag „Aktiv gegen Gewalt“

Ziegendorf soll schöner und sicherer werden

Das langgestreckte Straßendorf Ziegendorf (LK Ludwigslust-Parchim, Region Ruhner Berge) beherbergt zum einen den Mecklenburgischen Ferienpark mit vielen Gästen aus Nah und Fern. Zum andern hat der Ort etliche Probleme: viel Leerstand,

Spuren von Vandalismus (eingeschlagene Fenster), gewaltbereite Jugendliche, kein kommunikatives Zentrum, geschweige denn Freizeitangebote für Jugendliche – um nur einige zu nennen. Die Gemeinde ist sich dieser Probleme bewusst und hat daraufhin gemeinsam mit der Bürgermeisterin, kulturforum Pampin und engagierten Bürgern aus der Nachbarregion Prignitz die Initiative „Ideenschmiede“ gegründet, um das Dorf lebenswerter und sicherer zu machen. Für die aus dieser Initiative heraus entstandenen Aktivitäten zur Verschönerung des Dorfes erhielt die Gemeinde in Kooperation mit kulturforum den Landespräventionspreis 2015 „Sicher Wohnen in MV“.

Eine besondere Aktion wurde von kulturforum Pampin im Rahmen des vom Präventionsrat MV geförderten Projektes „Aktiv gegen Gewalt 2015“ initiiert. Als Prävention gegen Vandalismus, insbesondere Graffiti, sollten die Schandflecken – die leerstehenden Häuser – mit Hilfe der Aktion „Kunst und Zeichen gegen Gewalt“  verschönert werden. Diese „Kunst-im-Dorf“-Idee fand in der Gemeinde großen Anklang. Ihre Umsetzung wurde mit dem Künstler Oliver Guse (Siggelkow) diskutiert und unter seiner Anleitung von Schüler*innen der 7. – 9. Klassen der Regionalschule Marnitz 2015 realisiert. Das Ergebnis sind acht Tafelbilder (auf 180 x 1m großen Sperrholzplatten) mit großflächigen Portraits in verschiedenen modernen Stilen. Unter begeisterter Mitarbeit und Schaulust der Ziegendorfer wurden die Tafelbilder am 28. Juli 2016 in den Fenstern eines leerstehenden Hauses gegenüber der Kirche, also an einem zentralen Platz, installiert. Mit diesem Haus, das ein neues attraktives Make-up bekommen hat, entstand der Anfang einer „Fassadengalerie“ (wie ein Redakteur der SVZ diese Kunstaktion taufte).

Dieses Projekt dient nicht nur der Verschönerung des Dorfes, sondern auch der Prävention von Gewalt. Es basiert auf der Annahme, dass Jugendliche, die sich kreativ mit dem Thema Vandalismus/Graffiti auseinandersetzen, weniger zu Zerstörung und anderen Gewaltakten neigen und Aggressionen eher kontrollieren und sublimieren können.

Das mit der Marnitzer Schule An den Ruhner Bergen durchgeführte Projekt Fassaden-/Straßen-Galerie zur Verschönerung des Straßendorfes Ziegendorf ist 2017 und 2018 fortgeführt worden.

Ob in direktem oder indirektem Zusammenhang stehend, sei dahingestellt: Auf jeden Fall engagieren sich die Ziegendorfer seit geraumer Zeit, ihr Dorf zu verschönern, ihm mit neuen Grünanlagen eine Mitte zu geben und an „Ziegendorf hat Zukunft“ zu glauben und gemeinsam zu arbeiten.

 

Aktionstag „Aktiv gegen Gewalt“ (Konzept)

Um die offenkundige Diskrepanz zwischen geleisteter und wahrgenommener Präventionsarbeit zu verringern, ist eine stärkere Präsenz der Präventionsarbeit in den Medien, eine verbesserte Wahrnehmung, Wertschätzung und Unterstützung durch die Bevölkerung und eine öffentlichkeitswirksame Bewusstmachung und „Vermarktung“ ihrer Bedeutung und ihrer Leistungen erforderlich. Vorgeschlagen wird deshalb die Etablierung eines „Aktionstages gegen Gewalt“ in M-V unter dem Slogan „Aktiv GEGEN GEWALT“, der zunächst in einem Landkreis und später im ganzen Land an einem festzulegenden Tag stattfinden sollte.Die Gestaltung des Präventionstages sollte in den Händen der Träger und Akteure liegen, die Präventionsarbeit leisten – vorrangig jener, die Fördermittel vom Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung erhalten -, koordiniert durch die Kommunalen Präventionsräte. Sie könnten durch anschauliche Informationen über ihre Angebote und Projekte sowie durch kreative Aktionen in ihren Orten, Organisationen und Bereichen auf die vielfältigen Anstrengungen und Leistungen der Präventionsarbeit aufmerksam machen. Denkbare Aktionen sind:

  • Verteilen von Info-Blättern in Einkaufszentren /-straßen
  • Aufstellung von Info-Tafeln an geeigneten Orten / zu geeigneten Anlässen
  • Einrichtung von Info-Ständen auf Marktplätzen / vor Sportstätten / in Bahnhöfen etc.
  • Durchführung von Vorträgen, Workshops und Info-Veranstaltungen zum Thema der Prävention und der Lösung von Konflikten im Alltag ohne Gewalt
  • Straßentheater, Pantomimen, Spektakel, Musik in der Öffentlichkeit zum Thema Gewalt, Rechtsextremismus und Kriminalität (durch Schulklassen, Kirchen- und Vereinsgruppen etc.)
  • Angebot eines Tags der Offenen Tür, um Besuchern die Möglichkeit einer vertiefenden Information über Präventionsprojekte zu geben
  • Abspielen von Werbespots gegen Gewalt, Kriminalität und Rechtsextremismus an publikumsintensiven Orten (z.B. Kaufhäusern, auf Hauswänden)

Um einen Anreiz für kreative und effektive Aktionen im Rahmen des Präventionstages zu geben, sollten die besten Aktivitäten durch Preise, Urkunden etc. ausgezeichnet werden. Die Kommunalen Präventionsräte machen Vorschläge für preiswürdige Aktionen.

Der Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung unterstützt die Teilnahme von Trägern und Akteuren am Präventionstag durch die

  • Bereitstellung zusätzlicher Fördermitteln für die Durchführung von Aktionen / Projekten am Tag der Prävention (die Teilnahme von geförderten Trägern am Präventionstag könnte auch zu einer Förderbedingung gemacht werden)
  • Bereitstellung von Info-Materialien zur Präventionsarbeit „Aktiv GEGEN GEWALT“ (auf Abruf im Internet)
  • Zusendung eines Kampagnepaketes mit Info-Materialien (auf Anfrage durch die Träger)
  • Durchführung von Info-Aktionen zum Präventionstag (z.B. Plakate in Schulbussen, Aufkleber an öffentlichen Verkehrsträgern und Firmen-Fahrzeugen, Rote Schilder auf öffentlichen Plätzen, Sticker für Schultaschen, Triller-Pfeifen als Schlüsselanhänger)
  • Aufforderung an Schulen, Vereine, Jugendgruppen etc. zur Entwicklung kreativer Aktionen und Projekte für den „Tag der Prävention“
  • Vergabe der Landespreise für Prävention am „Tag der Prävention“, die als zusätzlicher Hinweis auf die Bedeutung der Präventionsarbeit in M-V eingesetzt werden könnte.

Die konkreten Zielsetzungen des Aktionstages gegen Gewalt sind

  • einer breiteren Öffentlichkeit konkrete Informationen über die Bedeutung und Notwendigkeit von Prävention gegen Gewalt, Extremismus und Kriminalität vor Ort – in ihren Alltagswelten – flächendeckend anzubieten
  • über die Projekte der Präventionsarbeit, die von vielen Trägern im Lande durchgeführt werden, zu informieren
  • die Bürgerinnen und Bürger zur Mitarbeit und Unterstützung zu motivieren, um die Basis für die Präventionsarbeit im Lande zu verbreitern
  • neue Ideen für eine verbesserte Darstellung der Präventionsarbeit in der Öffentlichkeit anzuregen
  • den Opfern von Gewalt zu zeigen, dass sie nicht allein gelassen werden, sondern auf die Unterstützung durch die Gesellschaft zählen können, die Null-Toleranz gegenüber Gewalt als ihren zentralen Wert ansieht
  • den Tätern durch die Aktionen am Aktionstag gegen Gewalt vor Augen zu führen, dass die große Mehrheit der Bevölkerung sich für eine Lösung von Konflikten ohne Gewalt ausspricht und die Kampagne „Aktiv GEGEN GEWALT“ unterstützt und nicht zuletzt
  • die Medien durch die Berichterstattung über den Aktionstag gegen Gewalt dazu zu bringen, intensiver und umfassender über die gesellschaftliche Bedeutung von Prävention, ihre Träger sowie deren Aktionen und Projekte zu informieren und so die öffentliche Wahrnehmung und Wertschätzung der oft unspektakulären Anstrengungen und verborgenen Leistungen der Präventionsarbeit zu erhöhen.
  • Ein landesweit durchgeführter „AKTIONSTAG GEGEN GEWALT“ würde die positiven Beiträge der Präventionsarbeit zur Zivilisierung unseres Landes wie unter einem Brennglas deutlicher und für alle Bürgerinnen und Bürger erkennbarer machen – er wäre ein wichtiger Baustein für die Entwicklung einer „Kultur der Prävention“, die durch die Lösung von Konflikten im Alltag ohne Gewalt charakterisiert ist.

Die Herausforderung: „ICH MACH M!T“

Wir erleben zurzeit – verursacht durch die gegenüber 2015 zwar geschwächte, aber doch anhaltende Flüchtlingszuwanderung – eine bisher nicht gekannte Bewährungsprobe unserer Gesellschaft. Um diese komplexe Herausforderung unserer demokratischen Kultur, die nicht nur heftige Diskussionen in der Öffentlichkeit auslöst, sondern auch zu Gewaltausbrüchen führt  und Nährstoff für Protestbewegungen wie PEGIDA ist und die Protestpartei AfD  stärkt, zu bewältigen, ist das Zusammenwirken staatlicher und bürgerschaftlicher Aktivitäten erforderlich.

Problemlage

Politische Entscheidungen und Maßnahmen müssen mit zivilgesellschaftlichem Engagement und Zupacken Hand in Hand gehen. Dabei kommt es darauf an, nicht nur mit Momentreaktionen, Empörungen auf Ausschreitungen zu reagieren, sondern Maßnahmen zu ergreifen, die breite Bevölkerungsschichten erreichen und nachhaltig wirken.

Um zunächst die Probleme im eigenen Land anzugehen und die vielfach vorhandenen Ressentiments gegenüber Flüchtlingen / Asylanten / Migranten zu reduzieren und die Werte unserer demokratischen Kultur zu bekräftigen, sind markante, öffentlichkeitswirksame Zeichensetzungen erforderlich: wie zum Beispiel eine breit gestreute, Aufmerksamkeit weckende Kampagne, die zum Mitmachen aufruft.

 

Das Kampagnenprojekt „ICH MACH MIT“ beim „ZEICHEN SETZEN“ muss – um erfolgreich zu sein – zum Einen staatspolitisches und zivilgesellschaftliches Engagement wirkungsvoll zusammenführen und zum Anderen für die Erhaltung / Entfaltung der demokratischen Kultur und gegen die Ausbreitung / Entwicklung fremdenfeindlicher, rechtsextremistischer und gewalttätiger Tendenzen eintreten.

Diese Kampagne soll die Initiative „WIR. Erfolg durch Vielfalt“ mit werbewirksamen, Aufmerksamkeit erregenden und eine breite Öffentlichkeit erreichenden Botschaften ergänzen. Sie soll die vielen Aktionen / Initiativen vor Ort unterstützen, z.B. durch die Bereitstellung von Info-Materialien, die Unterstützung bei der öffentlichen Präsenz, die Stärkung des Selbstbewusstseins und den Abbau des lähmenden Gefühls, bei der Bewältigung einer höchst anstrengenden, schwierigen und langwierigen Aufgabe im Kampf gegen Dumpfheit, Ignoranz und Penetranz allein auf weiter Flur (z.B. in entlegenen, strukturschwachen Gebieten) unter schwierigsten Bedingungen (rechts)extremen Anfeindungen ausgesetzt zu sein.

Durch das Angebot des „ICH MACH MIT“-Engagements sollen unentschlossene Bürger*innen ermutigt werden, aus der „schweigenden Mehrheit“ hervorzutreten, sich für eine Stärkung der demokratischen Kultur in unserer Gesellschaft einzusetzen und sich sichtbar und merkbar – privat wie öffentlich – gegen fremdenfeindliche, rechtsextremistische und gewalttätige Umtriebe auszusprechen. Letztlich bedeutet das: Ich setze mich ein für ein demokratisches, freiheitliches und weltoffenes Mecklenburg-Vorpommern.